Schlafen, Essen und nicht frieren!

Wetterfeste Kleidung

Ganz klar: Schweden ist nicht Italien. Die Durchschnittstemperaturen liegen deutlich unter denen Mitteleuropas. Was aber nicht heist, dass man in Schweden nicht schwitzen kann in den Motorradklamotten! Ich fahre längere Touren immer in Kunstfaserkleidung, also mit langer regendichter Jacke und Hose. Helm, Handschuhe, Stiefel und Rückenschutz sollten heute eigentlich selbstverständlich sein. Denke daran: bleibst du alleine mitten im Wald nach einem Sturz liegen, kommt möglicherweise tagelang kein Mensch vorbei!

Bei der Motorradkleidung setze ich auf Qualität von Rukka und Klim. Man merkt, dass die Rukka Motorradbekleidung in Finnland für nordisches Klima entworfen wurde, robust und wirklich wasserdicht. Selbst die vier Tage im finnischen Dauerregen im Sommer 2011 bei 4-8 Grad waren gut auszuhalten. Dainese macht zwar auch nette Sachen, aber Rukka ist um einiges robuster und bis ins Detail durchkonstruiert. Lediglich bei hohen Temperaturen sind Jacken und Hosen mit fester Goretex-Membran nicht optimal, bei 35 Grad in Norditalien kam ich unglaublich ins Schwitzen.

Dagegen sind die Belüftungsmöglichkeiten der Klim Bekleidung wesentlich besser. Meine Klim Badlands Pro Jacke und Hose kaufte ich 2013 in Kanada, dort ca 40% billiger als hier in Europa. Beide sind unglaublich  robust, bieten viel Stauraum in unzähligen Taschen, sind dank laminierter Goretex-Membran 100% wasserdicht und haben trotzdem viele Belüftungsmöglichkeiten. Die Jacke hat eingebauten Rippen- und Rückenschutz.

Zelt und Schlafsack

Wer nicht auf feste Unterkünfte angewiessen sein möchte, braucht ein Zelt. Klar, man kann auch im Schlafsack unter offenem Himmel übernachten, aber im nordischen feuchten Klima geht das sicher nicht jede Nacht. Manchmal findet man an schönen Seeufern auch frei zugängliche Windschutzhütten, die zu einer Übernachtung einladen. Ein anderer Störfaktur sind die sehr nervigen Mücken, da ist es schön den Reissverschluss hinter sich zuziehen zu können und für ein Paar Stunden Ruhe vor den kleinen Plagegeistern zu haben. Also muss ein Zelt mit.

Ganz klar: regendicht muss es sein! Das Zelt ist vielleicht für mehrere Wochen deine Unterkunft und möglicherweise tagelang der einzige trockene Platz, deshalb würde ich hier nicht sparen! Auf Island konnte ich mit eigenen Augen den Unterschied zwischen Billigzelten aus dem Baumarkt und einem expeditionstauglichen Kuppelzelt sehen und seither setze ich kompromisslos auf Qualität. Ich besitze seit vielen Jahren zwei Zelte der schwedischen Marke Hilleberg, ein Nallo 2 (gekauft 1995) und ein Keron 4 (2001). Wieviele Nächte ich in diesen beiden Zelten schon zugebracht habe, kann ich mittlerweile nur schwer abschätzen, aber neun Monate mit täglichem Auf- und Abbau können es durchaus sein. Sie haben mich dabei nie im Stich gelassen! Lediglich der Boden des superleichten Nallo 2 ist nicht sonderlich robust und wurde bereits zweimal (kostenlos!) von Hilleberg ausgebessert.

Seit Dezember 2012 besitze ich nun auch noch ein Hilleberg Staika, dessen grösster und nicht zu unterschätzender Vorteil es ist, freistehend zu sein. Ich brauche also NULL Häringe, um es aufzustellen, bei Nallo und Keron sind es mindestens 5 bzw 6. Das hat vor allem auf losem Untergrund Vorteile, aber auch wenn man auf massivem Fels zelten möchte, so wie es ihn hier in Schweden nicht nur an der Küste öfters gibt. Das Staika ist mittlerweile mein Lieblingszelt. Es hat drei Monate in Kanada mit täglichem Auf- und Abbau problemlos und ohne Verschleiss mitgemacht und wird mir noch viele Jahre dienen.

Genauso wichtig wie das Zelt ist der Schlafsack. Daune oder Kunstfaser – diese Frage löst seit vielen Jahren immer wieder Diskussionen aus. Aufgrund der besseren Isolation bei feuchtem Wetter nehme ich auf dem Motorrad gerne etwas mehr Gewicht in Kauf und wähle einen Kunstfaserschlafsack für Herbst und Frühling. Für den Sommer gibts noch einen leichten Daunenschlafsack in meinem Ausrüstungsfundus. Auch hier sollte man nicht zu knausrig sein, denn Schlaf ist wichtig – und wer friert kann nicht erholsam schlafen! Und noch ein Tip: der Körper verliert viel Wärme über den Kopf. Bei unter 10 Grad schlafe ich immer mit Mütze oder Sturmhaube, dann sind auch morgens noch die Füsse warm! Ja wirklich, das funktioniert!

Und ebenfalls zur Erhaltung der Körperwärme unerlässlich: eine gute Isomatte. Ich benutze meistens eine Exped Downmat 7M, also eine daunengefüllte Luftmatratze von 7cm Dicke. Normale Luftmatratzen halten die Wärme kaum nach unten, da die Luft in den Kammer zirkulieren kann und somit Wärme vom Körper weg transportiert wird. Der Schlafsack selbst isoliert ja so gut wie nicht nach unten, da die Isolierung durch das Körpergewicht zusammengepresst wird. Die Daunen in den Luftkammern der Exped Downmat verhindern dagegen Konvektion so zuverlässig, dass ich damit auch auf Schnee schlafen kann! Und 7cm dicke garantieren einen guten Schlafkompfort – nicht ganz wie im Bett zu Hause, aber immerhin…

Küche

Eigentlich schwöre ich seit Jahren auf Benzinkocher. Begonnen hatte ich mit einem MSR Kocher, dann kam ein Coleman und jetzt bin ich seit einigen Jahren sehr zufriedener Besitzer eines schwedischen Optimus Nova Kochers. Der läuft angeblich nicht nur mit (Auto)Benzin, sondern verbrennt auch Diesel, Petroleum, Kerosin und was weis ich nicht alles. Ausprobiert hab ich das allerdings noch nicht. Benzinkocher haben aber generell den Vorteil eines sehr hohen Wirkungsgrades. Ok, das Anzünden erfordert etwas Geschicklichkeit und langsames Vorwärmen, dann aber geht die Post ab! Da kann kaum ein Gaskocher mithalten. Mit der Standardbrennstoffflasche von 0.7l kann ich gut eine Woche lang kochen, d.h. Kaffeewasser zum Frühstück zubereiten und eine richtige selbstgekochte warme Mahlzeit zum Abendessen (z.B. Pasta mit Sauce) am Abend. Brennstoff gibts wenn nichts anders zur Verfügung steht auch direkt aus dem Motorradtank. Normalerweise bevorzuge ich reineres Kocherbenzin.

Mittlerweile sind aber auch die Gaskocher sehr leistungsfähig geworden und für Touren, bei denen die Gasversorgung kein Problem darstellt, benutze ich seit zwei Jahren einen Primus Eta Gaskocher. Der Brenner, eine 100g Kartusche, ein Top, ein Kunststoffnapf und der Piezoanzünder passen gut in die mitgelieferte isolierte Tasche von 15 cm x 18 cm (H x D), die man auch verwenden kann um die zuerst gekochten Nudeln im Kunststoffnapf warm zu halten, während man im zweiten Durchgang die Sauce zubereitet! 🙂 Der hohe Wirkungsgrad des Kocher ist vor allem den wärmeaustauschenden Rippen an der Unterseite des Topfes zu verdanken. Grosser Vorteil des Gaskochers: eine absolute saubere russfreie Verbrennung!

 

Zum Thema Gepäck im Allgemeinen:

Hier ist nach meiner Meinung weniger mehr! Je leichter das Motorrad beladen ist, desto einfacher ist es zu fahren. Von grosser Bedeutung ist da vor allem, wenn man den Asphalt verlässt. Deshalb setzte ich seit Jahren auf wasserdichte Gepäcktaschen der Marken Enduristan (Monsoon), Wolfman (Expedition Line) und manchmal auch auf die leider nicht komplett dichten Taschen von Giant Loop. Hier mal ein Beispiel für eine Wochenendtour mit Übernachtung in einer Windschutzhütte, trotzdem ist ein kleines Einmannzelt dabei:

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Etwas mehr Gepäck wird’s wenn ich länger unterwegs bin und auch mal Wandern gehen will. Da nehme ich dann ein grösseres Zelt mit und etwas mehr Kleidung (Wanderschuhe). Allerdings werde ich nie so viel aufladen wie manch anderer Zeitgenosse.

Auf Youtube fand ich die schön gemachte Videoserie einer Motorradreise durch Norwegenm durchgeführt auf einer völlig überladene F800GS, die abseits des Asphalts völlig unfahrbar sein dürfte: Tankrucksack, drei Koffer, drei Rollen, zwei Fahrradtaschen vorne am Sturzbügel und völlig fehlplaziert (weil hoch oben) noch extra Benzin! Nein, das hier ist kein Umzug, es geht für drei Wochen durch Norwegen, außer Motorradfahren sind keine anderen Aktivitäten geplant! Die F800GS dürfte so ziemlich bis an das zugelassene Limit beladen sein! Solange man immer nur grosse Strassen geradeaus fährt ist das vielleicht noch machbar, aber Haarnadelkurven wie am Trollstigen sind schon schweisstreibend. Und sollte das Motorrad mal auf der Seite liegen, ist erst mal Abladen angesagt. Nicht gerade ungefährlich, wenn dann noch ein Bein darunter liegt! In Norwegen & Schweden ist die Tankstellendichte ausserdem so hoch, dass man keinen Rotopax Extratank braucht, schon gar nicht oben auf der Topbox montiert!

Am anderen Ende der Skala steht wohl dieses Reisemotorrad, eine Kawasaki KLX250. Manche kennen sie wahrscheinlich, Besitzerin ist Svenja, die auch die Reiseseite www.svendura.de betreibt (Foto mit Svenjas Genehmigung verwendet)! Eine Packrolle, ein Tankrucksack, Regenjacke und Zelt. Sonst nix.

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Ganz klar, wir alle haben unterschiedliche Ansprüche an Komfort und Reiseausstattung, aber diese beiden Beispiele zeigen deutlich die Spannweite an Reisegepäck für einen Urlaub, der ausschliesslich aus Motorradfahren besteht. Ich selbst liege irgendwo in der Mitte dazwischen…