Wie viele von euch wissen, habe ich Ende März 2019 die Africa Twin in Zahlung gegeben und bin mit einer nagelneuen KTM 790 Adventure R nach hause gefahren! Was hat mich nur dazu bewegt, fragt ihr euch?
Ein Argument war der Wiederverkaufswert der AT. Im Frühling 2019 stand der Kilometerzähler bereits bei knapp 45.000 und wenn ich noch einen guten Erlös möchte, ist jetzt Zeit zum eintauschen. Die Honda war ein tolles Motorrad, fuhr sich gut auf langen Strecken und steckte auch normale unbefestigte Strassen locker weg. Allerdings: meine 2016er hatte alle bekannten Kinderkrankheiten wie rostende Speichen und klemmende Schalter, auch gerne nach mehreren Tagen Regen mal Startprobleme. Sie brauchte mich zuverlässig nach Wales und zweimal nach Deutschland, nach zwei Wochen rumänischen Regens aber wurde es im Startschalter nass und ich bekam Probleme. Leider hat mich auch von Anfang an die Rahmenkonstruktion nicht überzeugt, denn es fehlen stabile Fixpunkte für einen Kofferträger. Deshalb auch die Entscheidung in die Investition in das Mosko Moto R80 System.
Als dann die KTM 790 Duke vorgestellt wurde war mein erster Kommentar: „So ihr lieben Leut‘ bei KTM, jetzt baut mir bitte ein Adventure-Bike auf der Basis DIESES Motors“! Und KTM hat mich und viele andere erhört, die an „weniger ist mehr“ glauben und keine fette 1000er oder gar 1200er wollen. Schon damals war mir klar: wenn einer leicht bauen kann, dann KTM. Honda jedenfalls nicht.
Deshalb hier ein Vergleich Honda Africa Twin / KTM 790 Adv R!
Pluspunkte der KTM gegenüber der Honda:
-gut 40kg leichter
-niedrigerer Schwerpunkt dank des genial konstruierten Tanks. Super leichtfüssiges Handling als Resultat. Schaut euch mal die F850GS an, wie fett ist die denn obenrum? Ich mag einfach keine grossen Oberweiten….
-grosser Tank und niedriger Verbrauch (4.1…4.3l/100km) resultieren in grösserer Reichweite. 400km gehen immer, 450 sollten zur Not bei bewusst sparsamer Fahrweise auch drin sein! Immer wenn ich bei 400km tankte waren noch 2.5Liter im Tank.
-klassenbeste Federung, voll verstellbar. Da schlägt garantiert nie was durch!
-besseres ABS mit Kurvensensor, ein richtiger Sicherheitsgewinn!
-viele Möglichkeiten die Charakteristik an den Fahrstil anzupassen (alles von gemütlich bis Rally)
-Quickshifter macht manchmal das Leben leichter!
-gut konstruiertes Heck, Passagierhaltegriffe können einfach entfernt werden bei Verwendung von Softgepäck und stabile Fixpunkte für Kofferträger gibts auch.
Minuspunkte, gegenüber der Honda und generell:
-Federung ist härter als die der AT, also etwas unbequemer auf längeren Strassenetappen. Dabei ist meine auf Komfort eingestellt laut Handbuch.
-etwas schlechterer Windschutz
-braucht etwas mehr Drehzahl, Motor fühlt sich erst ab 3000U/min richtig wohl und hat dann immer noch 10Nm weniger Drehmoment als die AT bei gleicher Drehzahl. Mit anderen Worten: immer gut schalten!
-Handwärme ist vollständig vom Motorrad entkoppelt, also nicht menügesteuert. Schaltet man die Zündung aus „vergisst“ die primitive Elektronik die letzte Einstellung.
-keine automatische Blinkerrückstellung, wie bei der 1050. Das wäre ein kleines Sicherheits-Plus.
Die KTM wird jetzt noch ihre Zuverlässigkeit beweisen müssen. Darauf lege ich besonderen Wert denn bei Reisen möchte man nicht auf den Pannendienst angewiesen sein, um wieder heim zu kommen. Schaue ich mir aber einige Bilder von Schweissnähten der AT an, die im www kursieren und denke ich noch dazu an all die Kinderkrankheiten (am ärgerlichsten: leckende Gabeldichtungen bereits bei niedrigen Kilometerleistungen) dann ist die legendäre Honda-Zuverlässigkeit mittlerweile auch nicht mehr so dolle… Ich vertraue jetzt jedenfalls den Österreichern, meine 790@R ist ja noch wirklich Made in Austria.
Und wieso die R und nicht die S, angesichts meiner 1.71m mit Dackelbeinen? Ich wollte ganz einfach das voll einstellbare Fahrwerk. Mit der Sitzhöhe habe ich keine Probleme, dazu gibts demnächst noch ein Video. Alles ne Frage der Gewohnheit und manchmal brauchts etwas Voraussicht beim Anhalten, aber der Unterschied zur AT ist minimal.
Und die CCM?
Und falls sich jetzt jemand wundert, was aus der netten leichten CCM 450 GP Adventure wurde, die hier noch auf einigen Fotos zu sehen ist: die habe ich im Herbst 2020 enttäuscht, frustriert und wutentbrannt für wenig Geld verkauft. Immer wieder wollte sie nach längerer Standzeit nicht anspringen und konnte nur mit Starthilfe vom Auto wiederbelebt werden. Irgendwann reichte es mir dann.
Dafür wird demnächst ein ganz anderes Motorrad in die Garage einziehen: Eine Ducati Scrambler Icon 800 (2015). Mehr dazu demächst.
Update: 25.Jan2021